Welche Werte gewinnen zukünftig an Bedeutung?
Nachbetrachtung zum Thinktalk Zukunftsperspektiven 2030.
Bereits zum 8. Mal haben wir am 10.11.2022 zu einem Thinktalk unter dem Titel „Zukunftsperspektiven 2030„ in unsere Räume in Karlsruhe eingeladen. Unsere „special guests“ des Abends, Dr. Hannes Fernow und Tanja Skiendziel-Scheeler, Zukunftsforscher von GIM foresight sorgten mit ihrem spannenden Einblick in das ‚Update‘ der Zukunfts- und Wertestudie „Values & Visions 2030“, für einen lebhaften und angeregten Diskurs. Ein herzliches Dankeschön an die zahlreichen Gäste, welche sich munter und aktiv beteiligt und für eine großartige Stimmung gesorgt haben.
Mit ihrer Megatrend- und Wertestudie hebt sich GIM foresight von wagen Zukunftsvorhersagen ab, und bietet eine empirische Wissensgrundlage für die unternehmerische Zukunftsplanung und damit strategische Chancen für neue Geschäftsfelder. Wie wird sich die Welt unter dem Einfluss der Megatrends – Algorithmisierung, Verwertung, Gestaltung, Fragmentierung und Re-Lokalisierung verändern? Wie lassen sich diese Veränderungen einordnen? Ausgehend von den Antworten auf diese und andere Fragen leitet GIM foresight ab, welche Werte den Menschen in einer Welt des Wandels wichtig sind und sein werden. In ihrer Studie haben die Forscher aus den fünf Megatrends 33 Thesen abgeleitet und diese 1.000 Teilnehmern, sowie 46 Experten aus Deutschland zur Bewertung präsentiert. So wurde die daraus entstandene Wertelandkarte 2030 kreiert und uns präsentiert, auf der Sehnsüchte, Hoffnungen, Ablehnungen und Befürchtungen der Menschen in Values & Visions 2030 identifiziert worden sind.
Die Wertelandkarte zeigt zahlreiche Spannungsverhältnisse auf, da sich viele Wertefelder entweder im Bereich der ‚Sehnsucht‘ befinden – und somit hoch erwünscht, aber zugleich mit Blick in die Zukunft als wenig wahrscheinlich gesehen werden – oder im Bereich der ‚Befürchtungen‘ angeordnet sind und somit für wenig gewünschte Entwicklungen stehen, die jedoch aus der Sicht der Befragten in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten werden.
Hoch erwünscht sind bei den Teilnehmern Werte wie Tradition, Heimat und die klassische Familie. Jedoch wird dort am wenigsten Progression in der Zukunft erwartet. Ebenso wird sich nach realer Nähe in der zunehmenden digitalen Welt gesehnt. Die Teilnehmer zweifeln jedoch an der Relevanz des realen menschlichen Kontaktes in der Zukunft. Am wenigsten erwünscht und erwartet ist das Wertefeld Sicherheit und Kontrolle – stärkere Überwachung in der Zukunft stößt auf starke Ablehnung. Das Wertefeld Verantwortung wird als einziges Feld sowohl erwünscht als auch mit potenzieller Relevanz in der Zukunft gesehen.
Ein Wertefeld, welches für die Zukunft erwartet wird, aber weniger erwünscht ist, ist Leistung und Wettbewerb. Die Bürger wollen keine weitere Steigerung des Drucks auf den Menschen durch noch höhere Leistungserwartungen.
Die Freiheit steht als Wert auch im Update der Values&Visions 2030 besonders weit im Feld der Hoffnung – gerade auch vor dem Hintergrund der Restriktionen und Einschränkungen der letzten Jahre. Als ‚neue Werte‘ wurden im dem Update u.a. auch ‚Entschleunigung‘ und ‚mentale Gesundheit‘ im Feld der Hoffnung aufgeführt, da eine zunehmende Anzahl an Menschen einen höheren Bedarf an geistigem Ausgleich und psychischer Stabilisierung benötigt.
Nach einer sehr dynamischen und produktiven Diskussion zu der Übertragung der Erkenntnisse auf aktuelle gesellschaftliche Ereignisse und erste lösungsorientierte Denkansätze zur Umsetzung im Kontext unternehmerischer Veränderungsprozesse, gab es von Tanja Skiendziel-Scheeler noch einen hervorragenden Einblick in die Ergebnisse aus der Zukunftsperspektiven 2030 Studie.
Im Fokus des Vortrags lagen die Veränderungen in den Bereichen:
- Wohnen
- Arbeiten
- Mobilität
Die Bürger werden in drei Bevölkerungsinteressensgruppen klassifiziert:
Bewahrer: Konservativ, klassisch geprägt, Status-orientiert, Sicherheit in der Arbeit, Privatleben und Arbeit getrennt, Pflichtbewusst
Weltoptimierer: Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Purpose, Fokus auf Weiterbildung, Up-to-date sein, Arbeit soll Sinn stiften, Fokussierung auf das Allgemeinwohl
Selbstoptimierer: Gestalter, Wunsch nach Flexibilität und Purpose, auf persönliche Ziele ausgerichtet, Tech-affin
Diese drei Segmente der Gesellschaft denken in den Bereichen Wohnen, Arbeiten und Mobilität unterschiedlich. Während Pendeln für alle drei Segmente unattraktiv ist, freuen sich die Selbstoptimierer mehr über Flexibilität bei den Arbeitszeiten als die Bewahrer. Die Arbeit soll für die Weltoptimierer Sinn stiften, während sich die Bewahrer vor allem nach Sicherheit sehnen.
Unternehmen werden in Zukunft mehr auf die verschiedenen Ausprägungen der unterschiedlichen Segmente achten müssen, um die eigenen Angebote und die Kultur nach den Wünschen und Bedarfen der Mitarbeitenden zu gestalten und somit für langfristige Motivation und Einbindung in die Organisation zu sorgen.